Sonntag, 7. November 2010

Goodbye Auckland!


Wir schreiben Montag den 08. November 2010 und nun ist es an der Zeit sich zunächst einmal von Auckland zu verabschieden. Schon die letzte Woche stand in diesem Zeichen und war verbunden mit einigen letzten gemeinsamen Abenden/Nächten. Es war eine herrliche Zeit hier! Maybe cya again!


P.S.: So, nun muss ich den Rechner abbauen, denn der wird jetzt nach Hause geschickt.

Der Junge und seine bayrische Bergziege!


Der Titel mag sich wie ein Heimatfilm anhören, hat aber mit diesem Genre bis auf die wunderschöne Landschaft nichts gemein. Es geht viel mehr um den herrlichen Kampf einer Mann-Maschine Kombination gegen eine Lawine von Kurven und Bergen ;).

Nun liegen alle Prüfungen hinter mir und es bleibt Zeit von einem der schönsten Ausflüge zu berichten, der jetzt schon ganze drei Wochen her ist. Ziel der Reise war Rotorua, eine Region die an den nördlichen Ausläufern des Zentralen Vulkanplateaus der Nordinsel liegt, und bekannt ist für ihre geothermalen Aktivitäten.

Mein Bike zu Hause vermissend, verspürte ich in mir den Drang den Asphalt mit zwei Reifen zu durchpflügen. So beschloss ich kurzer Hand mir ein Bike für vier Tage auszuleihen und mich ab und zu mit den anderen, die mit zwei Autos unterwegs waren, zu treffen. Meine Wahl fiel mir dann auch nicht leicht. Jegliche Reiskocher (japanische Motorräder) von vorneherein ausschließend, musste ich mich zwischen einer BMW R1200GS, einer BMW R1200R und einer BMW F650GS Twin entscheiden. Nun werdet ihr natürlich sagen: "Junge nimm die R1200R!". Ich habe auch genauso gedacht, wollte ich doch schon immer mal ne Boxer reiten. Für alle nicht Motorrad-Kenner, Boxer bezieht sich dabei auf die Bauform des Motors, die Zylinder oder auch Zylinderbänke sind dabei einander gegenüberliegend und etwas versetzt zueinander angeordnet. Doch dann überlegte ich mir die Offroadvariante offen zu halten, um auch an Plätze abseits von befestigten Straßen zu gelangen. Was dann die BMW F650GS Twin ins Spiel brachte! Das Twin ist bei der Typenzeichnung nicht zu unterschätzen, denn es steht für einen 2 Zylinder und 798 Kubikzentimetern.


Also, um einiges mehr Druck aufm Kolben als bei der Standardvariante mit 650 Kubikzentimeter. So ging es frischen Mutes am 01.10 zur nzbikes, dort angekommen wurde ich auch sogleich mit Nagelneuer Schutzkleidung eingedeckt und mir feierlich das Moped übergeben. Dabei verwendete der Werkstattmeister, ein 110kg zu tätowierter Ochse, die Worte „Sweet as, bro! Wish you a good ride!“. Was mich dann ein wenig beängstigte, weil ich natürlich beim ersten hinhören verstand “Süßer Arsch Bruder! Wünsch dir ne gute Fahrt!“, aber wie sich dann später raustellte steht es in NZ für sehr cool, wodurch mir dann die Sorge des Zurückbringens genommen wurde. Der Weg führte mich erst wieder zurück zum WSA (Studentenwohnheim), um mich mit den anderen zu treffen, und dann endlich von dort aus Richtung Süden zu reiten. Der Startschuss fiel um 16.30 Uhr, was eine äußerst ungünstige Uhrzeit ist aus Auckland City raus zu fahren, denn schon nach 2km fanden wir uns in einem 15km traffic jam wieder. Den Ruf der Landstraße schon in den Ohren beschloss ich kurzer Hand den etwas schmaleren Weg zwischen den Autos zu nehmen. Was mich keine weiteren Nerven und vor allem Zeit kostete. Nach gut 30min hatte ich den Stau hinter mir gelassen und bog nach weiteren 30min in Richtung der Halbinsel Coromandel ab. Das war nicht der schnellste Weg, dafür aber mit einer schöneren Landschaft und spitzeren Kurven ausgestattet. Die meisten Highways in Neuseeland sind einspurig und nach einigen Kilometern kommen zweispurige Bereiche, innerhalb welcher man slow vehicles überholen kann. Von diesen besagten Bereichen machte ich häufig gebrauch, und der Gashahn sah dann auch den Anschlag. So, kam es dass ich auch einmal den Tacho aus dem Auge verlor und erst wieder rauf guckte als die Police schon mit Blaulicht im Rückspiegel in Erscheinung trat. Ganze 160 km/h standen da geschrieben! Was eindeutig 60 km/h zu schnell war! Ich hielt daraufhin auf dem Standstreifen und versuchte mir schon einige Geschichten einfallen zu lassen. Obwohl ich insgeheim mit meinem Führerschein abgeschlossen hatte und mich das Moped schon zurück nach Auckland schieben sah. Die erste Frage des Officers war:“What did you wrong?“. Meine Anwort kam wie aus der Pistole geschossen: “Könnte es sein dass ich die durchgezogene Linie beim Überholen überfahren habe?“. Daraufhin er:“Yes, but there was more. You drove too fast.“. Gut, nun musste ich mit der Sprache raus rücken und erzählte ihm Mitleid erregende Geschichten, wie das Tacho is kleiner als bei meiner eigenen Maschine, die anderen sind ähnlich schnell gefahren und das ich mir die Maschine für ein Wochenende ausgeliehen habe etc. Diese herzerweichenden Geschichten überzeugten ihn wohl die gemessene Geschwindigkeit auf 136 km/h zu reduzieren, d.h. nur 2 km/h weg vom Führerscheinentzug. Nachdem die Sache geklärt war und ich nochmal mit nem blauem Auge davon gekommen war, zeigte er mir noch die Messeinrichtungen und meine Überholmanöver. Auf meinem Punktekonto in Wellington stehen nun 50 Punkte, weitere 50 Punkte und ich darf Neuseeland und Australien mit dem Fahrrad bereisen. Während meiner Fahrt nach Rotorua kam ich an Matamata vorbei, wo noch die Überreste vom Auenland zu sehen sind, aber jegliche Requisiten schon entfernt wurden. Deshalb legte ich nur einen kurzen Stop ein, um zu tanken und nach dem Weg zu fragen.Trotz einer halbstündigen ungewollten Unterbrechung meiner Fahrt kam ich ungefähr 1 ½ for den andern in Rotorua an. In der Stadt und der umliegenden Gegend liegt der angenehme Duft von faulen Eiern in der Luft, was auf den hohen Schwefelgehalt zurück zu führen ist.

Am nächsten Tag gings dann für mich zum Lake Taupo und für die Anderen ins Wai-O-Tapu Thermal Wonderland, wo unteranderem einige Geysire zu bewundern sind, die Fontänen von bis zu 20m Höhe ausstoßen. Pünktlich um 13 Uhr traffen sich dann wieder unsere Wege um eine entspannte Kajaktour auf dem Lake Rotoiti zu unternehmen.

Gegen 18Uhr machten wir uns schnell auf den Weg zurück zu unserm “Funky Green Voyager“ Backpacker Hostel, um unsere ausgehungerten Leiber mit der Standardmahlzeit Paster mit selbst kreierter Soße einzunehmen. Der Tag wurde dann auch standesgemäß mit einem Sixer verabschiedet und der neue Tag mit einem “Diesel“ (Bourbon-Coke-Mixture) begrüßt. Danach wurde aber sogleich das Bett aufgesucht, um frisch gestärkt den längsten Ritt anzugehen. Dieser führte mich erst einmal nach Tauranga zur Ostküste und dann immer weiter Richtung Norden bis nach Coromandel. Die Halbinsel ist durch Ihre zerklüftete Berglandschaft ein Mekker für Biker und die “Coromandel Loop“ wird von vielen Motorradfahrern aus Auckland als Tagestour genutzt. Mein Glück war aber das ich sie andersherum gefahren bin als die meisten und so fast kein Verkehr hatte.

Abschließend möchte ich noch einige Worte zur BMW F650GS Twin verlieren, die mein Schatz zu Hause hoffentlich nicht mitbekommt. Also, Tom lese Ihr das bitte Nicht vor! Kaum ein Absatz, eine Welle oder Fuge bringt sie aus der Ruhe, und selbst Bremsmanöver in Schräglage nimmt sie hin. Entspannt segelt sie von einer Kurve zur nächsten und bügelt sogar grobe Unebenheiten feinfühlig glatt. Dazu eine feine Motorcharakteristik die genug Reserven am Berg bereit hält. Also, ganz großer Sport was die Jungs im BMW Motorradwerk in Berlin da zusammen gezaubert haben.

Es liegt nun schon ganze drei Wochen hinter mir, aber mein Körper versucht jeden Richtungswechsel mit einer 30° Neigung durchzuführen, dabei wird auch automatisch immer das Knie ausgefahren um den Abstand zum Asphalt zu halten. Zusätzlich spielt mein Kopfkino die Panoramaansichten die sich ins Gehirn gebrannt haben des Öfteren ab, wenn ich mich durch Auckland Citys Streets bewege, was mit unter zu Tagträumereien und zwangsläufig zu Zusammenstößen mit anderen Fußgänger Verkehrsteilnehmer führt.

Google maps sagt: „17h 20min 1171km“. Ich sage: „man war das geil“!